Es braucht noch viel Aufklärungsarbeit, wenn es um seelische Erkrankungen geht. Denn es ist nicht unüblich, dass seelische Leiden weniger ernst genommen werden als körperliche Krankheiten.
Diese Tatsache erzeugt bei Erkrankten häufig einen zusätzlichen Leidensdruck. Viele seelische Erkrankungen bleiben unbehandelt, da sich die Betroffenen entweder schämen, die Symptome nicht einordnen können oder ihr Leiden selbst kleinreden. Das ist fatal, denn nach dem neuesten Kenntnisstand erkrankt jeder vierte Deutsche im Laufe seines Lebens an einer psychischen Störung.
Doch seelische Erkrankungen sind physiologisch real und nachweisbar. Inzwischen konnte man eine pathologisch veränderte Zusammensetzung von Hormonen und Neurotransmittern in den Gehirnen von Personen mit bestimmten psychischen Erkrankungen belegen.
Sogar über die häufigsten psychischen Erkrankungen wissen die meisten Menschen leider vergleichsweise wenig.
Angststörungen
Das Gefühl der Angst übernimmt eine wichtige evolutionsbiologische Funktion. Angst hilft uns, bedrohliche Situationen zu erkennen und zu vermeiden. Angst kann jedoch auch krankhaft werden und zwar in Form einer Angststörung.
Leidet man unter dem allgemeinen, dauerhaften und belastenden Gefühl der Angst, spricht man von einer generalisierten Angststörung. Die Angst überschattet alle Lebensbereiche vom beruflichen Alltag bis hin zum Familienleben und dauert dabei mehr als sechs Monate an. Folge der generalisierten Angststörung ist bei vielen Betroffenen eine massive Reduzierung der empfundenen Lebensqualität.
Im Gegenzug dazu treten bei Panikstörungen akute Angstattacken auf, die sich bis hin zur Todesangst steigern können. Viele Panikattacken sind situationsabhängig. Symptome einer Panikattacke sind ein starkes Angstgefühl, Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern und Wahrnehmungsstörungen. Von einer Panikstörung spricht man bei immer wiederkehrenden Attacken.
Auch die Phobien fallen in das Raster der Angsterkrankungen. Je nach Schweregrad und Art können Phobien Erkrankte in ihrer Alltagsplanung stark einschränken und Folgeerkrankungen provozieren.
Bipolare Störung
Kernsymptom der bipolaren Störung sind starke Stimmungsschwankungen. Stimmungshochs wechseln sich mit Stimmungstiefs ab. Die Stimmungshochs werden als manische Phase bezeichnet, in welcher der Erkrankte meistens sehr aktiv wird. Der Betroffene hat häufig ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis und einen extremen Bewegungsdrang. Die Hochphase kann in Rauschzuständen gipfeln. In der manischen Phase kommt es deshalb mitunter zu Kauf- und Partyexzessen.
Das Stimmungstief wird als depressive Phase beschrieben, in dem die klassischen Symptome der Depression die Führung übernehmen.
Depressionen
Eine Depression kann viele Gesichter haben. Meist äußert sich die Depression in einer anhaltenden und starken Traurigkeit, Antriebslosigkeit und allgemeinem Interessenverlust. Begleitet werden können diese Symptome von einem verminderten Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Libidoverlust und Appetitlosigkeit. Die Depression kann sich zusätzlich auch über körperliche Schmerzen bemerkbar machen. In schweren Fällen kann eine Depression zu Selbstmordgedanken und im schlimmsten Fall zum Suizid führen.
Depressionen können chronisch werden und in Schüben wiederkehren. Gewöhnlich dauern die Schübe nicht weniger als sechs und nicht mehr als zwölf Monate an.
Gravierende Folgen können Depressionen nicht nur für die Erkrankten selbst haben. Auch das soziale Umfeld kann unter der Erkrankung leiden. Co-Betroffen sind häufig Kinder, Ehepartner und Freunde.